Talent-Taten

Ich verzichte darauf, Wikipedia zu zitieren, um zu verdeutlichen, was allgemeingültig unter "Talent" zu verstehen ist - denn das ist ganz bestimmt keines.

Im Zuge des heutigen Tages und einiger Gespräche in den letzten, habe ich mir immer häufiger die Frage gestellt, was Talent eigentlich bedeutet, wo es herkommt und was es anstellt.
Und: Kann man es verlieren? Verlernen? Vergessen? Oder liegt es einfach herum und wartet, bis jemand kommt und es weckt?

Irgendjemand sagte mal, dass jeder seine verborgenen Talente besitzt, man muss sie nur finden und fördern. Allerdings wurde einem damit keine Patentanleitung an die Hand gegeben, wie genau das durchzuführen sei.
Wo fangen wir also an?
In der Kindheit? Entdecken wir das Architektentalent schon am Dreijährigen, der absurde Konstruktionen aus seinen Bauklötzen stampft? Oder das zeichnerische Talent daran, dass der kleine Max (Name geändert, ist der Redaktion bekannt) besonders feine Kringel malen kann?
Vielleicht "beginnt" das Talent aber auch erst später, in der Schule. Und zwar damit, dass Max sich besonderes denkt, während er zeichnet. Hier geht es vielleicht mehr darum, was er aussagt, als darum, was er zu Papier bringt. An solchen Fragen der "künstlerischen Intention" zerbrechen sich Kunstkenner und -Kritiker liebend gerne professionell den Kopf - und das selbstverständlich auch bei gealterten Künstlern.
Was wäre jetzt aus Max geworden, hätten seine Eltern ihm seine Stifte und sein Schmierpapier vorenthalten? Hätte er nie gelernt, sich auszudrücken, indem er Kreise kringelt? Oder wäre er erst im späteren Alter dazu gekommen?
Nun, in meinem ganz persönlichen Falle kann ich dazu sagen:
Ich habe als Kind jegliche Kringel-Freiheit genossen, die man sich nur vorstellen kann - und meine künstlerischen Fähigkeiten befinden sich irgendwo zwischen Null und Nirgends (wobei ich angeblich ein besonderes Talent habe, Strichelche zu zeichnen, munkelt man).
Bei mir kann man also getrost davon ausgehen, dass ich diesbezüglich kein brachliegendes Talent verstecke, sondern hier schlichtweg "talentfrei" bin.

Aber gibt es Leute, die wirklich ausschließlich talentfrei sind? Keine einzige, besondere Befähigung, die sie irgendwie auszeichnet?
Irgendwie unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, wie vielschichtig der Begriff ist.
Wir sprechen ja schließlich nicht nur von künstlerischer Begabung, auch von sozialen Aspekten: Besondere Organisationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, emotionale Stärke, vielleicht sogar besondere Intelligenz - wobei letztere wohl eher in den Bereich "körperliche Talente" fallen.
Daraus ziehe ich meinen ganz persönlichen Schluss: Jeder Mensch muss irgendetwas haben, was er besonders gut kann. Und selbst, wenn es "nur" die Fähigkeit ist, besonders gut zuhören zu können. Kein Grund zu lachen! Schließlich hat noch niemand eine Möglichkeit gefunden, Talenten einen Wert beizumessen.

Wobei...wäre der Wert eines Talentes nicht der, den es für die Mitmenschen mit sich bringt?
Nehmen wir das einfach mal an. Dann wäre derjenige, der besonders gut zuhört und damit anderen Menschen Erleichterung verschafft und sie vielleicht sogar aufmuntert, doch nicht weniger wert, als der, der künstlerisch wertvolle Kringel malt, um damit Betrachter intellektuell anzusprechen. Talent macht froh!

Letztendlich komme ich nicht weiter, was meine Fragestellung angeht:
Wie entdeckt man seine Talente?
Leider kann ich hier keine "Piratenschatzkarte zum eigenen Talent" aufzeichnen - wie gesagt, meine Fähigkeiten sind begrenzt...Aber ich habe da so eine Idee.

Vielleicht tut man sich so schwer damit, seine eigenen Talente abzuschätzen, weil der Mensch sich selber nie so sieht, wie er wirklich ist. Die ominöse "Suche nach sich selbst", die manch durchgeknallter Esoteriker in wahnsinnig überteuerten Büchern verkauft, ist, behaupte ich verwegen, nichts anderes als der Versuch, das Selbstbild so nah wie möglich an die Realität anzupassen. Den eigenen Blickwinkel so rechtzurücken, dass man sich ein wenig mehr von außen sieht.
Weniger Spiegelbild, mehr Passant.
Demnach sollte es also für andere viel leichter sein, die Talente eines Menschen einzuschätzen - natürlich subjektiv. Und so könnten wir einander helfen, die Talente der anderen aufzudecken, natürlich müssten wir dafür über unsere großen Schatten springen und mal wieder öfter "Hey, gut gemacht!" sagen.
Arg schwierig, nicht wahr?

Ich wünsche ein nettes zweites Adventwochenende!

Freiheit in Pixeln!

...denn sie beginnt im kleinsten Teil

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Hmm
Also zu der Sache mit dem Mörder dieses Kindes: Ich...
Hard Nuts - 5. Feb, 19:07
Ausgezeichnet!
Du hast mir ja schon von dem Buch erzählt, aber nun...
Hard Nuts - 5. Feb, 18:55
Ein Buch: Die Arena -...
Weil ich gerade so schön dabei bin, will ich mich direkt...
Der Jack - 4. Feb, 14:39
Der Journalismus und...
Vermutlich jeder kennt ihn, den viel zitierten 5. Artikel...
Der Jack - 4. Feb, 14:20
Tunesien macht's vor...
...und plötzlich geht ein Ruck durch Nordafrika. Ein...
Der Jack - 1. Feb, 15:00

Links

Suche

 

Status

Online seit 5327 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 5. Feb, 19:07

Credits


Alltäglichkeiten
Denkwürdigkeiten
Ernsthaftigkeiten
Politikum-didum
Unterhaltsamkeiten
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren