Ernsthaftigkeiten

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Angst, WikiLeaks und kleine Brötchen

Endlich ein Thema (oder mehr ein Themenkomplex), der es wert ist, sich mit ihm länger als nur drei Zeilen zu befassen!

Was passiert, wenn ich einfach mal den Begriff "Teflon-Merkel" in den Raum werfe? Na?
Ich wette, einem kleinen Schmunzler kann man sich nicht erwehren. Irgendwie ist es doch ganz komisch, was zu Tage getragen wurde, von einem 22-jährigen, milchbubigesichtigen IT-Spezialist der US-Army. Bradley Manning, so sein Name, sitzt zur Zeit wegen Hochverrats in einem US-Militärgefängnis, was mit ihm geschieht ist noch fraglich; laut Gerüchten wird sein zu erwartendes Strafmaß irgendwo zwischen 52 Jahren Haft und der Todesstrafe liegen - wobei ich persönlich letzteres aufgrund der hohen internationalen Aufmerksamkeit und des, sagen wir einfach "fragwürdigen Images" der Todesstrafe ausschließen möchte.
Beinahe jeder kennt jetzt Wikileaks.com, die Plattform für "Whistleblower" (Pfeifentröter) der heutigen Zeit - auch wenn es irgendwie bedauerlich ist, dass es erst jetzt soweit ist.
Skandal? Es fällt schwer zu beurteilen, denn wirklich niemanden wird es überraschen, dass hinter der professionellen Fassade der Diplomatie auch eine absolut selbstverständlich menschliche, von Sympathie und Antipathie geprägte Auffassung verborgen liegt.
Julian Assange, Gründer von WikiLeaks steht unter enormem Druck, wird international gesucht und hält sich im Verborgenen. Der Mitt-dreißiger mit den schlohweißen Haaren und dem etwas teigigen Gesicht wirkt auf jedem Bild, in jeder Pressemitteilung nachdenklich, souverän, doch seine Mitarbeiter bezeichnen ihn als "unfähig, Kritik hinzunehmen" - so der Stern.
Ich gewinne den Eindruck, Assange hat vertretbare Ideale und wird getrieben von seinem großen Ego. Wikileaks als Waffe gegen undurchsichtige Staatsstreiche, soziale Missstände und allgemeine Ungerechtigkeit - nur leider geführt von jemandem, dessen Freiheitswahn und Drang zur ungefilterten Information keine Grenzen zu kennen scheint.
Was ist beispielsweise mit den afghanischen Männern und Frauen, deren Namen in den veröffentlichten Dokumenten frei zu lesen sind? Natürlich als US-Informanten...
Diese werden sicher nicht mehr glücklich in näherer Zukunft. Zwar ist nach eigenen Aussagen Assanges noch niemand durch Wikileaks.com ums Leben gekommen - aber irgendwie erscheint es mir doch nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es soweit ist.
Wer solche Massen an Informationen - egal ob brisant, skandalös oder einfach nur peinlich, veröffentlicht, muss sich seiner Verantwortung bewusst sein.
Was mich diesbezüglich ärgert, ist die fehlerhafte Berichterstattung lokaler Medien, die WikiLeaks ausschließlich als Austräger einer Privatfehde darstellen. Es geht schließlich nicht nur um die USA - nur macht es wesentlich mehr Spaß, jemanden zu besudeln, der seine "weiße" Weste gerne öffentlich zur Schau stellt, um andere zu beeindrucken.
Meine Meinung zu WikiLeaks:
Grandioses Projekt, leider unter subjektiver Leitung. Kann nach hinten losgehen.

Nächstes Thema!
Terrorangst!
Ahhh!
Wir alle haben panische Angst! Sie sind überall!
Herrenlose Koffer! Und Päckchen! Und...und...

Atmen wir erst einmal tief durch.
Haben wir wirklich einen Grund, Angst zu haben? Oder zittern wir nur, weil wir den ganzen Tag medial berieselt werden, dass es besser wäre, doch wirklich ein wenig Angst zu haben. Oder vielleicht ein wenig mehr.

Und bitte, bitte, haltet die Augen offen, wenn in der Nachbarschaft Araber einziehen.
Man weiß nie, was die planen!
Genau obriges Statement vertrat erst kürzlich Innensenator Ehrhart Körting von der SPD. Rassismus und Oberflächlichkeit als legitimes Mittel gegen Terrorismus...na super.
Wo kommen wir denn da hin?

Gibt es etwas wirkungsvolleres, von wichtigen Problemen abzulenken, als laut zu schreien
"Obacht, hinter euch! Ein Terrorist!". Mit ein wenig Glück und Fingerspitzengefühl drehen sich vielleicht die Wähler Normalbürger um und kümmern sich um wichtigeres.
Angstschweiß zum Beispiel.

Aber vollkommen egal, ob es den hypothetischen Terror und seine Gefahr in Deutschland zur Zeit wirklich gibt oder nicht - sobald wir uns in unserer persönlichen Freiheit einschränken lassen, und wenn es zur "Sicherheit" ist, hat der Terrorist gewonnen.

["Terrorist" von lat. "terrere" – erschrecken]

...und das tut er ganz prächtig. Was allerdings zum Großteil der Mithilfe überaktiver Politiker und Boulevardjournalisten zu verdanken ist.

In diesem Sinne möchte ich mich verabschieden, jedoch nicht ohne auf Teil drei des Titels zu verweisen - kleine Brötchen backen! Dann wird alles einfacher.

Freiheit in Pixeln!

...denn sie beginnt im kleinsten Teil

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