Der Journalismus und seine diversen Gesichter

Vermutlich jeder kennt ihn, den viel zitierten 5. Artikel des deutschen Grundgesetzes:
Pressefreiheit, in einem Atemzug genannt mit Meinungs-, Rundfunk- und Informationsfreiheit.

Zu deutsch: Du, er, sie und ich, wir alle haben das ausdrückliche Recht, unsere Meinung, wie fundiert, abwegig oder windig sie auch immer sein mag, öffentlich zu verkünden und abzudrucken.
Aber ein Teilaspekt bleibt unbeachtet, die Ethik.
Wie weit darf ein Journalist gehen, um den Bericht an den Leser zu bringen?
Wo stecken Moralvorstellungen die Grenze, die gesetzlich nicht gezogen ist - und übertritt man sie?

Dass diesbezüglich vollkommen unterschiedliche Vorstellungen in der Pressewelt vorherrschen, lässt sich hervorragend an einem aktuellen Beispiel verdeutlichen.
Der lange gesuchte und jetzt geständige Mörder des jungen Mirco ist in aller Munde, auf vielen ersten Seiten und in vielen Schlagzeilen zu finden - doch je nach Medium anders:
Während viele überregionale Zeitungen und Nachrichtenmagazine sich die Mühe machen, das Gesicht des Mannes zu zensieren, prescht ein anderer, wohlbekannter Vertreter der Boulevardpresse nach vorne und zeigt die, ich zitiere "Fratze des Mörders" ohne jeden Versuch, ihn unkenntlich zu machen.
Ich will hier keine Stellung beziehen, was richtig, was falsch ist, nur erscheint es fast offensichtlich, dass erwähnte Boulevardzeitung die Klausel des "öffentlichen Interesses" nutzt, um das "ganze Grauen" an den unbedarften Leser zu bringen, während sich andere Berichterstatter nüchterner Zurückhaltung bedienen.

Anderer Blickwinkel, gleiches Thema: Darf ein Journalist in der Nachbarschaft des Mörders herumtelefonieren, um Informationen über die Familie des Mannes zu erfragen? Von der penetranten Art und Weise einmal abgesehen - ist es vertretbar, die ohnehin geschlagene Frau und ihre Kinder weiter zu behelligen, nur um ein weiteres Informationsfragment hinzufügen zu können? Wäre es nicht vernünftiger, diese, unbestreitbar Unschuldigen, mit ihrem Leid in Frieden zu lassen?

Diese Entscheidung liegt, so wie es aussieht, wohl bei jedem Journalisten selber und ich hoffe, dass sich jeder, der so seine Brötchen verdient, der Tragweite solcher Entschlüsse bewusst ist...Zweifel daran sind wohl angebracht.

Auf der ganz anderen Seite stehen diejenigen, die im Ausland korrespondieren und durch ihre Präsenz nicht zuletzt für die Wahrung internationalen Rechtes sorgen, wenn auch nur indirekt. Denn würde nicht das wachende Auge der Weltöffentlichkeit auf so manchem Staat liegen, wäre die Situation sicher häufig eine ganz andere.
Ich muss mich nicht bemühen, um diesen Leuten Respekt entgegenzubringen, die ihre eigene Gesundheit, oft genug sogar ihr Leben riskieren, um ihre Arbeit zu erledigen.

Irgendwie faszinierend, wie viele verschieden Arten von Menschen, Arten zu Arbeiten sich unter einer einfachen Berufsbezeichnung verstecken...
Hard Nuts - 5. Feb, 19:07

Hmm

Also zu der Sache mit dem Mörder dieses Kindes:
Ich habe mich zu diesem Thema ehrlich gesagt noch nicht informiert und weiss nur, dass der Junge tot ist und der Mörder gefasst ist.
Aber man kann dieses Vorgehen der Boulevardzeitungen (ich bin sicher, du meinst eine ganz bestimmte!) aus zwei Blickwinkeln sehen. Zum einen begeben sich diese Zeitungen damit auf ein niedriges Niveau, denn anstatt die Leser zu informieren, wird der Täter einfach nur angeprangert und so weiter. Und dadurch, dass das Gesicht gezeigt wird, wird diese Zeitung vermutlich eher gekauft, als eine andere. Profit und so!
Aber auf der anderen Seite hat der Täter es ja auch verdient, dass ihn alle verachten. Sollte er jemals wieder frei gelassen werden (falls er überhaupt eingesperrt wird, keine ahnung wie der Stand der Dinge ist), würden ihn z.b. immernoch alle leute verachten und dann sieht er was er davon hat. Wer aber den Film Wag The Dog gesehen hat, weiss, dass das in 20 Jahren oder so eh alle vergessen haben.
Tja also ich habe vergessen worauf ich eigentlich hinaus wollte.
Machs gut :D

Freiheit in Pixeln!

...denn sie beginnt im kleinsten Teil

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Also zu der Sache mit dem Mörder dieses Kindes: Ich...
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