Denkwürdigkeiten

Freitag, 4. Februar 2011

Der Journalismus und seine diversen Gesichter

Vermutlich jeder kennt ihn, den viel zitierten 5. Artikel des deutschen Grundgesetzes:
Pressefreiheit, in einem Atemzug genannt mit Meinungs-, Rundfunk- und Informationsfreiheit.

Zu deutsch: Du, er, sie und ich, wir alle haben das ausdrückliche Recht, unsere Meinung, wie fundiert, abwegig oder windig sie auch immer sein mag, öffentlich zu verkünden und abzudrucken.
Aber ein Teilaspekt bleibt unbeachtet, die Ethik.
Wie weit darf ein Journalist gehen, um den Bericht an den Leser zu bringen?
Wo stecken Moralvorstellungen die Grenze, die gesetzlich nicht gezogen ist - und übertritt man sie?

Dass diesbezüglich vollkommen unterschiedliche Vorstellungen in der Pressewelt vorherrschen, lässt sich hervorragend an einem aktuellen Beispiel verdeutlichen.
Der lange gesuchte und jetzt geständige Mörder des jungen Mirco ist in aller Munde, auf vielen ersten Seiten und in vielen Schlagzeilen zu finden - doch je nach Medium anders:
Während viele überregionale Zeitungen und Nachrichtenmagazine sich die Mühe machen, das Gesicht des Mannes zu zensieren, prescht ein anderer, wohlbekannter Vertreter der Boulevardpresse nach vorne und zeigt die, ich zitiere "Fratze des Mörders" ohne jeden Versuch, ihn unkenntlich zu machen.
Ich will hier keine Stellung beziehen, was richtig, was falsch ist, nur erscheint es fast offensichtlich, dass erwähnte Boulevardzeitung die Klausel des "öffentlichen Interesses" nutzt, um das "ganze Grauen" an den unbedarften Leser zu bringen, während sich andere Berichterstatter nüchterner Zurückhaltung bedienen.

Anderer Blickwinkel, gleiches Thema: Darf ein Journalist in der Nachbarschaft des Mörders herumtelefonieren, um Informationen über die Familie des Mannes zu erfragen? Von der penetranten Art und Weise einmal abgesehen - ist es vertretbar, die ohnehin geschlagene Frau und ihre Kinder weiter zu behelligen, nur um ein weiteres Informationsfragment hinzufügen zu können? Wäre es nicht vernünftiger, diese, unbestreitbar Unschuldigen, mit ihrem Leid in Frieden zu lassen?

Diese Entscheidung liegt, so wie es aussieht, wohl bei jedem Journalisten selber und ich hoffe, dass sich jeder, der so seine Brötchen verdient, der Tragweite solcher Entschlüsse bewusst ist...Zweifel daran sind wohl angebracht.

Auf der ganz anderen Seite stehen diejenigen, die im Ausland korrespondieren und durch ihre Präsenz nicht zuletzt für die Wahrung internationalen Rechtes sorgen, wenn auch nur indirekt. Denn würde nicht das wachende Auge der Weltöffentlichkeit auf so manchem Staat liegen, wäre die Situation sicher häufig eine ganz andere.
Ich muss mich nicht bemühen, um diesen Leuten Respekt entgegenzubringen, die ihre eigene Gesundheit, oft genug sogar ihr Leben riskieren, um ihre Arbeit zu erledigen.

Irgendwie faszinierend, wie viele verschieden Arten von Menschen, Arten zu Arbeiten sich unter einer einfachen Berufsbezeichnung verstecken...

Freitag, 3. Dezember 2010

Talent-Taten

Ich verzichte darauf, Wikipedia zu zitieren, um zu verdeutlichen, was allgemeingültig unter "Talent" zu verstehen ist - denn das ist ganz bestimmt keines.

Im Zuge des heutigen Tages und einiger Gespräche in den letzten, habe ich mir immer häufiger die Frage gestellt, was Talent eigentlich bedeutet, wo es herkommt und was es anstellt.
Und: Kann man es verlieren? Verlernen? Vergessen? Oder liegt es einfach herum und wartet, bis jemand kommt und es weckt?

Irgendjemand sagte mal, dass jeder seine verborgenen Talente besitzt, man muss sie nur finden und fördern. Allerdings wurde einem damit keine Patentanleitung an die Hand gegeben, wie genau das durchzuführen sei.
Wo fangen wir also an?
In der Kindheit? Entdecken wir das Architektentalent schon am Dreijährigen, der absurde Konstruktionen aus seinen Bauklötzen stampft? Oder das zeichnerische Talent daran, dass der kleine Max (Name geändert, ist der Redaktion bekannt) besonders feine Kringel malen kann?
Vielleicht "beginnt" das Talent aber auch erst später, in der Schule. Und zwar damit, dass Max sich besonderes denkt, während er zeichnet. Hier geht es vielleicht mehr darum, was er aussagt, als darum, was er zu Papier bringt. An solchen Fragen der "künstlerischen Intention" zerbrechen sich Kunstkenner und -Kritiker liebend gerne professionell den Kopf - und das selbstverständlich auch bei gealterten Künstlern.
Was wäre jetzt aus Max geworden, hätten seine Eltern ihm seine Stifte und sein Schmierpapier vorenthalten? Hätte er nie gelernt, sich auszudrücken, indem er Kreise kringelt? Oder wäre er erst im späteren Alter dazu gekommen?
Nun, in meinem ganz persönlichen Falle kann ich dazu sagen:
Ich habe als Kind jegliche Kringel-Freiheit genossen, die man sich nur vorstellen kann - und meine künstlerischen Fähigkeiten befinden sich irgendwo zwischen Null und Nirgends (wobei ich angeblich ein besonderes Talent habe, Strichelche zu zeichnen, munkelt man).
Bei mir kann man also getrost davon ausgehen, dass ich diesbezüglich kein brachliegendes Talent verstecke, sondern hier schlichtweg "talentfrei" bin.

Aber gibt es Leute, die wirklich ausschließlich talentfrei sind? Keine einzige, besondere Befähigung, die sie irgendwie auszeichnet?
Irgendwie unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, wie vielschichtig der Begriff ist.
Wir sprechen ja schließlich nicht nur von künstlerischer Begabung, auch von sozialen Aspekten: Besondere Organisationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, emotionale Stärke, vielleicht sogar besondere Intelligenz - wobei letztere wohl eher in den Bereich "körperliche Talente" fallen.
Daraus ziehe ich meinen ganz persönlichen Schluss: Jeder Mensch muss irgendetwas haben, was er besonders gut kann. Und selbst, wenn es "nur" die Fähigkeit ist, besonders gut zuhören zu können. Kein Grund zu lachen! Schließlich hat noch niemand eine Möglichkeit gefunden, Talenten einen Wert beizumessen.

Wobei...wäre der Wert eines Talentes nicht der, den es für die Mitmenschen mit sich bringt?
Nehmen wir das einfach mal an. Dann wäre derjenige, der besonders gut zuhört und damit anderen Menschen Erleichterung verschafft und sie vielleicht sogar aufmuntert, doch nicht weniger wert, als der, der künstlerisch wertvolle Kringel malt, um damit Betrachter intellektuell anzusprechen. Talent macht froh!

Letztendlich komme ich nicht weiter, was meine Fragestellung angeht:
Wie entdeckt man seine Talente?
Leider kann ich hier keine "Piratenschatzkarte zum eigenen Talent" aufzeichnen - wie gesagt, meine Fähigkeiten sind begrenzt...Aber ich habe da so eine Idee.

Vielleicht tut man sich so schwer damit, seine eigenen Talente abzuschätzen, weil der Mensch sich selber nie so sieht, wie er wirklich ist. Die ominöse "Suche nach sich selbst", die manch durchgeknallter Esoteriker in wahnsinnig überteuerten Büchern verkauft, ist, behaupte ich verwegen, nichts anderes als der Versuch, das Selbstbild so nah wie möglich an die Realität anzupassen. Den eigenen Blickwinkel so rechtzurücken, dass man sich ein wenig mehr von außen sieht.
Weniger Spiegelbild, mehr Passant.
Demnach sollte es also für andere viel leichter sein, die Talente eines Menschen einzuschätzen - natürlich subjektiv. Und so könnten wir einander helfen, die Talente der anderen aufzudecken, natürlich müssten wir dafür über unsere großen Schatten springen und mal wieder öfter "Hey, gut gemacht!" sagen.
Arg schwierig, nicht wahr?

Ich wünsche ein nettes zweites Adventwochenende!

Freiheit in Pixeln!

...denn sie beginnt im kleinsten Teil

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